Mit fünf Jahren auf dem Rad in einer Woche die Tauber entlang von Rothenburg bis Wertheim.

Sonntag, 1996-07-21      Montag, 1996-07-22      Dienstag, 1996-07-23      Mittwoch, 1996-07-24      Donnerstag, 1996-07-25      Freitag, 1996-07-26      Sonnabend, 1996-07-27      Sonntag, 1996-07-28     

Dieses Jahr klappt sie endlich, die schon länger geplante Vater und Tochter Radtour. Iona ist fünf Jahre alt, fast sechs und auf dem Rad schon länger recht sicher. Wegen des Charakters unserer Heimat im Bergischen Land ist ihr kleines 16" Rad mit Dreigangschaltung und Cantilever Vorderradbremse nachgerüstet. Damit sie sich nicht unnötig quälen muß, achte ich darauf, daß ihr Sattel hoch genug und immer viel Luft in den Reifen ist (vorn 3, hinten 5 bar). Mein Rad bekommt, damit es Gepäck für zwei tragen kann, auf die schnelle noch einen vorderen Gepäckträger und leider auch eine schmaler gebaute aber schlechtere vordere Bremse verpaßt. Iona besteht darauf, auch mit Gepäck zu fahren, also bekommt sie den Rucksack mit der Reservekleidung für unterwegs.

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Sonntag, 21.7.96, 5.45h

Wir laden das Auto auf und lassen uns von der Mama zum Kölner Hauptbahnhof bringen. Viermal müssen wir umsteigen, meist recht knapp, zumal ich immer nacheinander beide Räder die Treppen hinauf und heruntertragen muß. Meist klappt es, nur einmal kann ich nur noch dem gerade abfahrenden Schaffner vom Bahnsteig aus zuwinken. Macht nix – kommen wir halt eine Stunde später ans Ziel. In Rothenburg beziehen wir zuerst unser einziges im voraus gebuchtes Zimmer (Pension Raidel, DM 69.-) dann geht es für den Rest des Nachmittags zum Spielplatz, auf die Stadtmauer und für ein kleines Schläfchen auf eine Wiese. Abends essen wir sehr gut und preiswert im Restaurant am Hotel Schloß, dazu gibt es den (IMHO) besten Wein Deutschlands: einen Silvaner aus Sulzfeld am Main. Um 19.30 h liegen wir im Bett.

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Montag, 22.7.96

Nach dem Frühstück brechen wir - wie danach jeden Tag - gegen 9.30h auf. Es wird ein heißer wolkenloser Tag. Die erste Tagestappe führt meist ohne Schatten oberhalb der Tauber durch die Felder. Es geht immer wieder auf und ab. Die Ruhebänke an den Gipfeln liegen allesamt in der prallen Sonne, so daß wir nicht anhalten können und bis in den Schatten der Bäume im Tal weiterfahren müssen. (Vier Tage später werden wir Bänke in der Sonne vermissen und vergeblich suchen, aber das wissen wir jetzt noch nicht.) Nach 10.6 km mit im Schnitt 8.7 km/h legen wir um 10.45h bei Tauberzell eine lange Pause an einem Kinderspielplatz ein. Wir trinken den Rest aus unserer Flasche - in den kleineren Orten am Weg gibt es meist keine Geschäfte, rechtzeitiges Einkaufen ist wichtig. Nach etwa einer Stunde brechen wir auf und haben als erstes eine lange steile Steigung. Jetzt wird deutlich, daß Iona inzwischen recht müde wird. Im Gasthof Schloß in Archshofen (15.5 km; 7.0 km/h) gibt es als Belohnung, und weil sie mehr müde als hungrig ist, zum Mittagessen ein Stück Apfelkuchen mit Vanilleeis. Danach darf sie eine Dreiviertel Stunde schlafen, kurz nach zwei geht es weiter. Um 16.30 erreichen wir nach 19.5 km in Creglingen den Gasthof "Grüner Baum" (DM 60.-). Das sehr sympathische Wirtsehepaar bietet nebenan auch eine kleine Wohnung für "Ferien auf dem Bauernhof" an.

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Dienstag 23.7.96

Nach 10km (6.5 km/h incl. aller kleinen Pausen) erreichen wir in Röttingen den großen Ausstellungsspielplatz der Fa. eibe Spielzeug. Iona bekommt eine Stunde zum Spielen und ich sitze mit meinem Buch im Schatten. Zum Abschluß ein Eis am Stiel und dann heraus aus der Stadt. Nach 15 Min. Fahrt machen wir im Schatten unter den Bäumen am Tauberufer Mittagspause mit Vollkornbrötchen und Käse. Heute will Iona nicht schlafen und um 13.40h geht es weiter. Gegen halb drei und nach ca. 17 km sind wir im Gasthof Krone in Weikersheim. Iona spielt im Hof mit der dreijährigen Tochter der Wirtsleute und ich dusche, ziehe mich um und genieße eine Riesling-Schorle aus eigenem Anbau.

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Mittwoch 24.7.96

Nach nur 7.5 km sieht Iona um 11h in Markelsheim (vor Bad Mergentheim) ein Zirkuszelt. In dem Zirkuscamp - Kinder und Jugendliche ab 8 können hier eine Woche oder 14 Tage lang Jonglieren, Trampolinspringen, und Tierpflege lernen und wohnen im Zeltlager - ist heute Tag der offenen Tür. Wir schließen uns zwei Schulklassen an und Iona kann zeigen, was sie zu Hause im Sportverein auf dem Trampolin schon gelernt hat. In der Mittagspause suchen wir uns ein Quartier (Frau Schieser, DM 80.-, aber dafür auch sehr schön und komfortabel, eigentlich das Schlafzimmer einer Ferienwohnung), essen etwas und dann geht es um 14.00 zur Vorstellung. Die Jugendlichen haben in der halben Woche schon einiges gelernt und auch die Profis zeigen, was sie mit neuen Tieren in kurzer Zeit schon eingeübt haben. Hinterher gehen wir noch ein Stündchen auf den Spielplatz, machen mit den Rädern eine Runde in die Berge und essen im "Ochsen" gut und gemütlich zu Abend. Heutige Leistung mit Gepäck: 8.4 km; 4.3 km/h

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Donnerstag 25.7.96

Morgens ist es kühl und trüb mit Nieselregen. Mit Regenjacken und ohne Pausen fahren wir nach Bad Mergentheim. Nach einer Stunde mit Vorlesebuch in der Bahnhofsgaststätte geht es mit dem Zug nach Tauberbischofsheim. Wir nehmen ein Zimmer im "Zwinger-Stüble" (DM 60.-) und Iona schläft für 1 1/4h fest ein. Es folgt ein Stadtbummel, wir hören eine Weile einem Straßengeiger zu und dann ein gutes Abendessen im urgemütlichen "Schwan". Mit nur 6.8 km (6.2 km/h) ist dies unser Bummeltag.

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Freitag 26.7.96

Vormittags ist es immer noch kühl aber trocken. Nach 15.4 km (7.5 km/h), auf denen alle Ruhebänke unter Bäumen stehen und naß sind und wir uns sehnsüchtig an die sonnigen Plätze des ersten Tages erinnern, finden wir hinter Gambach eine trockene Bank und machen direkt vor dem einen steilen Aufstieg der Etappe Mittagspause. Iona legt ihren Kopf auf meine Beine und schläft 45 Min. in unsere Jacken gewickelt. Danach wird gegessen und um halb zwei geht es weiter. Nachmittags wird es warm und etwas schwül. Es wird etwas hügelig und es gibt einige recht giftige Anstiege - mehr als es nach der Karte sein sollten. Bei 20.3 km erreichen wir Bronnbach um 14.15h. Es gibt nur einen Gasthof und der ist mir zu teuer, also noch ein Stück weiter. Gegen vier sind wir in Reicholzheim und kommen in einem gemütlichen gut ausgestatteten Zimmer unter. (Frau Rückert, Zum Satzenberg 9, DM 50.-). Iona entscheidet sich spontan, zwei Nächte hier bleiben zu wollen. Im Vorraum gibt es einen kleinen Herd und Kühlschrank und man kann das Zimmer auch als Ferienappartement mieten. Das Abendessen gibt es im Gasthaus "Zum Riesen". Unsere Tagesleistung heute: 24.4 km; 6.1 km/h.

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Sonnnabend 27.7.96

Auch heute dieser Tag beginnt trüb und kühl. Weil unsere Karte nicht ganz ganz aktuell ist, fahren wir wie dort angegeben das erste Stück bis Waldenhausen auf der Hauptstraße und biegen erst dort auf den Radweg ein. Nach 8.3 km ohne Pause (9.5 km/h) sind wir am Bahnhof in Wertheim und kümmern uns erst Mal um die morgige Rückfahrt. Dann stellen wir die Räder im Zentrum ab und stürzen uns in das an diesem Wochenende stattfindende Altstadtfest. Wir treffen unseren Geigenspieler aus Tauberbischofsheim wieder. Er kommt aus Kroatien und war dort professioneller Orchestermusiker. Am Mainufer wird ein Kasperltheaterstück gezeigt, der Erlös wird für die Kinderkrebsklinik in Würzburg gesammelt. Ein Stück weiter bereitet jemand auf einem kleinen Gaskocher sein Mittagessen zu. Für einen Urlauber sieht er bei weitem zu sauber und gepflegt aus. Bis vor sechs Jahren, erzählt er, war er Filmvorführer in einem kleinen Kino und hatte dort auch ein Zimmer. Seitdem es zugemacht hat ist er obdachlos. Inzwischen kennt er alle am wenigsten dreckigen Obdachlosenunterkünfte, in den es auch Waschgelegenheit für die Kleidung gibt. Mit dreißig Sätzen Unterwäsche ist er nicht allzu oft darauf angewiesen. Wir steigen den Berg hinauf auf die Burg und genießen die Aussicht vom Turm. Ohne Räder haben wir oben auch nichts zu Trinken dabei, der Tag ist wieder sehr heiß und schwül geworden. Dort oben treffen wir auch unseren Gastgeber, Herrn Rückert. Er ist dort Hausmeister und bietet an, unsere Taschen mit den warmen Regenjacken im Auto mit zurückzunehmen. Von ihm erfahren wir auch, daß es auch zwischen Reicholzheim und Waldenhausen inzwischen links der Tauber einen separaten Radweg gibt.

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Sonntag 28.7.96

Abreisetag. Die sieben Kilometer nach Wertheim schaffen wir heute incl. einer kleinen Pause mit 10.2 km/h. Die Zeit reicht noch für eine kleinen Bummel mit Karusselfahrt und ein Mittagessen im überraschend gemütlich von Türken geführten Bahnhofsrestaurant. Danach Zugfahrt von 13.20h bis 20.38h.

Noch zwei Hinweise:
  Für alle, die lieber mit dem Auto anreisen als mit dem Zug, gibt es die Möglichkeit mit Fahrrad von Wertheim nach Rothenburg mit dem Reisebus zu fahren. Es kostet DM 35.-, dauert zwei Stunden und eine Anmeldung ist mindestens fünf Tage vorher erforderlich bei der Fa. Skatzel, Tel: 09341/ 89 69 396.
  Einen schönen Bierdeckelsatz mit Sehenswürdigkeiten längs der Tauber gibt es von Diestelhäuser Pils in Würzburg.

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