Sonntag, 1998-07-05 Montag, 1998-07-06 Dienstag, 1998-07-07 Mittwoch, 1998-07-08 Donnerstag, 1998-07-09 Freitag, 1998-07-10 Sonnabend, 1998-07-11 Sonntag, 1998-07-12 Montag, 1998-07-13 Dienstag, 1998-07-14 Mittwoch, 1998-07-15 Donnerstag, 1998-07-16 Freitag, 1998-07-17 Sonnabend, 1998-07-18
Die Dübener Heide in Anhalt ist eine Gegend, in der schon meine Großeltern Urlaub gemacht haben, also möchte ich sie jetzt auch endlich kennelernen. Iona wird im August acht und bekam vor dem Geburtstag vorab ihr neues Rad - mit besonders tiefem Rahmen reichen ihre Beine schon für 26" statt vorher 16" und sie hat jetzt 3*7 Gänge. Wir starten von der Geburtstagsfeier meines Vetters Hartmut in Wallendorf bei Merseburg.
NB:Bei den kleinen Episoden, in denen wir auf das tradionelle Ossipreußentum auflaufen, ist zu beachten, daß dieser Bericht jetzt (2001) schon einige Jahre alt ist. Obwohl andererseits gerade die Angelsachsen kolportieren, "verboten" sei offensichtlich das Lieblingswort aller Deutschen.
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Statt nachmittags war es sechs bis wir wirklich losfuhren und halb acht sind wir in Torgau. Sicherheitshalber kaufe ich Brot und Käse an der Tankstelle, aber wir finden dann doch einen McDonalds (für Iona keine Notlösung sondern etwas tolles, das es sonst nie gibt).
Hier wollen wir das Auto stehen lassen und mit dem Zug zurückkommen, also fahren wir erst zum Bahnhof und von dort Richtung Wittenberg-Düben bis Zinna, finden aber nichts. Also zurück nach Torgau in die Pension/Biergarten an der Brücke über die Eisenbahn.
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In Torgau-Zinna biegt der Radweg von der Straße rechts ab. Am Ende rechts und bald links Richtung Roitzsch. Zuerst sehr holprig, ab Kreuzung Großwig wird er gut. An der Kreuzung Weidenhain machen wir Pause unter einem Dach. (10:43h; 8.5km; 8.2 km/h)
Um 11:15 geht es weiter. Der Weg wird wieder viel schlechter. Um 12:07 (13.8 km; 8.6 km/h) sind wir in Roitzsch und machen eine Pause auf einem offenen, frei zugänglichen Spielplatz. Wir werden aber bald sehr unfreundlich vertrieben - dies sei der Platz nur für den Kindergarten - und fahren 13:15 weiter.
Nach Trossin geht es auf der Hauptstraße aber mit kaum Verkehr. Wir finden bei Fam. Flehmig ein schönes, großes, helles Zimmer (DM 60.-) und Iona macht erstmal einen Mittagsschlaf. (13:45; 16.9 km; 9.2 km/h) Später geht es noch zum Schloß und beim Abendessen in einer kleinen Kneipe wird uns die Auswahl leicht gemacht: Bockwurst mit Brot.
Vormittags gab es etwas Regen aber der Nachmittag bleibt trocken.
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Ich habe immer noch keine brauchbare Karte, aber will versuchen, dem Heidekammweg zu folgen. Wir starten an der Kirche vorbei, dann rechts über einen Sandweg. Kurz vor Pleckmühle kommen wir auf die Straße.
Um 10:20 (5.7 km; 6.7 km/h) erreichen wir hinter Dahlenberg den Stausee. Kurz rein und eine Runde geschwommen. Auch heute ist es wieder trocken und teilweise sogar sonnig.
Um 11:10 geht es weiter, teilweise auf Asphalt, dann Sandweg, streckenweise tief. Es gibt keine Beschilderung - wir fragen am Kinderferienheim Pechhütte nach dem Weg und scheinen noch richtig zu sein. Der Weg wird noch schlechter, lehmiger Sand, ist aber jetzt gut beschildert. Kurz vor Moschwig überquert er eine Straße. Auf einen Rat hin (kein besonders guter) biegen wir nach links und fahren, wo der Asphalt endet und in Beton übergeht, rechts über ein (für Fahrräder) furchtbares Kopfsteinpflaster nach Moschwig hinunter. Am Bahnhof queren wir die Bahn und fahren vor dem Ort links in den gut beschilderten festen Sandweg.
Pause am Aussichtsturm "Schöne Aussicht" mit Preisen um 20.- DM (13:15 - 14:10; 15.6 km; 5.7 km/h) Genau gegenüber der Parkplatzzufahrt beginnt auf der anderen Straßenseite ein Weg. Für unseren "Heideweg" ist keinerlei Markierung zu finden, also nehmen wir den. Das erste Stück ist kaum passierbar geht dann aber in festen Sandweg über. Einzige Markierung sind weiße Quadrate, wir folgen ihnen über eine schöne Strecke vorbei am Heideteich nach Reinharz. Am Anfang eines Sandweges steht ein Schild: Sollichau 8 km, bald danach kommt eine Gabel und - nichts.
Wir fahren zurück und kaufen in einem Miniladen Wasser und Nektar - Saft gibt's nicht, Karten auch nicht. Dann auf einen anderen Sandweg (Dies sind hier übrigens die Hauptzufahrtsstraßen zu den kleinen Dörfern, aber Verkehr findet praktisch nicht statt. Ideal wären diese Straßen für kleine leise Mopeds, auf dem Rad strengen sie doch an.) Richtung Mark Schmelz. Kurz danach wieder keine Schilder, wir folgen jetzt dem R4, wie wir später merken Richtung Ateritz, vorbei am Apartementhotel Sackwitzer Mühle. An der nächsten Kreuzung haben die wohl unvermeidlichen Vandalen das Schild abgerissen, aber sonst führt der Weg ausgezeichnet beschildert über gute feste Sandwege.
In Kemberg bei Neukauf (17:00; 32.8 km; 5.7 km/h) gibt es nur süße Limonaden, keine anderen Getränke und keine einzige Verkäuferin, die man fragen kann. Kaum haben wir den Laden verlassen, muß Iona dringend pinkeln. Kein Problem für ein Kind, denke ich, und schicke sie wieder rein, die Kassiererin zu fragen. Aber hier sind wir offenbar noch im Osten - unverrichteter Dinge kommt sie wieder und muß sich hinter dem Parkplatz auf die Wiese hocken. Endlich finde ich auch gute Rad- und Wanderkarten. Um 18:00 (33.4 km) sind wir bei Frau Witter (Kemberg; Leipziger Str. 32; 034921/20894; DM 70.-).
Dank ihres Hinweises sind wir am Abend in der Kirche beim "Jubilate Choir" aus Orange, California. Eigentlich touren sie über Budapest, Wien, Prag, Leipzig und Berlin - das kleine Kemberg ist über persönliche Kontakte und Freundschaft dazugekomen. Bei der Gelegenheit treffen wir auch noch einmal einen entfernten Verwandten mit Frau, der vorher mit auf Hartmuts Feier gewesen ist.
Hinweis: Heimatkalender; Verlagshaus Heide-Druck; Gartenstraße 1; D-04849 Bad Düben
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Unsere Gastgeberin arbeitet von 6 bis 9 im Hort, deshalb spätes Frühstück. Wegen Regens zwei Reservefahrradkarten im Fremdenverkehrsverein, noch Geld von der Sparkasse und Abfahrt gegen 11. Radweg 4, zuerst zurück Richtung Lubast (und Kammweg). Am ersten Berg jammert Iona über Muskelkater, es weht kräftiger Wind mit Nieselregen. Also gibt es eine Planänderung und ich melde uns für eine zweite Nacht bei Winters an. 12:05 h (8.1 km; 7.2 km/h)
Auf einem als Straße geltenden Sandweg über Rotta und Reuda und auf dem hier schlechten R4 zum Bergwitzsee. Dabei kommt für kurze Zeit die Sonne heraus und ganz kurz gehe ich - das feige Kind will nicht - ins eiskalte Wasser. Wir umrunden den See und essen in der Seeklause am Campingplatz. Viel Auswahl ist nicht, aber der echt anhaltische Speckkuchen ist dabei, was wollen wir mehr? Außerdem gibt es hier für Kinder Gehege mit Ziegen, Eichhörnchen und Vögeln, einen Spielplatz und einen schönen Biergarten. (14:15 - 16:00; 14.6 km; 6.8 km/h)
Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir über den R4 zurück nach Kemberg. Nach dem furchtbaren Sandweg beginnt hinter Reuda ein (für Split) phantastischer Radweg parallel zur Kopfsteinpflasterallee. Unsere Wirtsleute sind gerade nicht da, also trinken wir erstmal heißen Tee und Kakao in der Kneipe. Es ist 17:40 (20.1 km; 7.1 km/h) und die Sonne scheint wieder.
Um sechs fahren wir ohne Gepäck zu dem Minigolf, den wir heute morgen entdeckt haben. Mitten im Spiel zwingt uns ein kräftiger Guß zur Pause und auf der Rückfahrt sprengt es in einem Sandloch meine Kette. Fast alles geht bergab, ein Stück muß mich Iona ziehen. Um neun gibt es im Gasthaus (kleine Eckkneipe) Abendessen, um viertel nach zehn sind wir endlich im Bett. (25.4 km; 6.8 km/h; zweite Nacht DM 60.-)
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Wie gestern zuerst steil den Berg hoch. In Lubast wechseln wir auf den Luther-(wander-)weg. Es geht steil hoch und auf der Höhe bremst der Sand als wäre immer noch Steigung. Heute ist es trocken mit warmer Sonne und kühlem Wind. Im Gasthaus zum Fischbach gibt es einen trockenen Silvaner aus der Saale/Unstrut Region - wen schert die Tageszeit bei so einem Angebot? Klasse! In Mark Zschiesewitz kaufen wir Mineralwasser und machen 10 Minuten Pause mit Eis (11:00; 6.2 km; nur 5.2 km/h).
An der Ferienhaussiedlung endet wieder jegliche Markierung, dank Karte und Kompaß ist das aber jetzt kein Problem mehr. Nach der Abzweigung, an der der Lutherweg die Straße nach Parnitz verläßt, wird sehr deutlich, es ist kein Rad- sondern ein Forst- und Wanderweg mit begrüntem Mittelstreifen, aber Schieben muß ich nur ca. 20 m an einer Steigung. (Iona, der kleine Angeber, kommt natürlich auch ohne Schieben hoch.) An der Schladitztanne wechseln wir nach links auf den Försterweg und sehen im Sumpfgebiet, nach dem Kreuzen des Reichsapfelweg, direkt am Weg unsere erste Biberburg. Der Wald hat unterwegs wieder völlig sein Gesicht geändert - bei Kemberg nur Sandkiefern und hier Buchen, Birken und Eichen.
Wir sind am Lutherstein. (12:35; >12.6 km [1≅2 km ohne Tacho]; 5.4 km/h) Zum ersten Mal sehe ich dieses Wahrzeichen, das sich für mich mit der Erinnerung an meinen Vater verbindet.
Über ein kurzes Stück Hauptstraße (B2, groß und verkehrsreich) fahren wir zu Köhlerei hinunter. Neben dem laufenden Betrieb mit Verkauf gibt es zum Ansehen auch Tiergehege und den aufgeschnittenen Nachbau eines alten Erdmeilers. Nur der Kiosk ist leider zu und zum Essen fahren wir zum Lutherstein zurück, wo es zwar Bänke aber leider kein Dach gibt. Wir haben Glück und während des Essens fällt nur leichter Nieselregen. (14:15 - 14:40; >14.6 km; 5.2 km/h)
Ab der Mittagspause haben wir nur noch Regen. Um die Hauptstraße zu vermeiden fahren wir den Försterweg zurück bis zum Reichsapfelweg und folgen dem nach Schköna. (Damit sind wir übrigens auf dem Stück Heidekammweg, das wir am zweiten Tag verpaßt haben.) Als wir später den Lutherweg kreuzen, sprengt es mir die Kette zum zweiten Mal - Reparatur im strömenden Regen. Das Gemisch aus Öl, Wasser und Heidesand scheint meinem Rad nicht recht zuträglich zu sein.
Die nach der Karte erwartete Gaststätte ist mit Brettern vernagelt. Jetzt stehen wir mitten im Feriengebiet tropfnass und blind (zumindest ich mit Brille) im strömenden Regen. Das Münztelephon hat natürlich kein Buch und keine gelben Seiten, also weiter über die gute und zum Glück wenig befahrene Straße bergab nach Schmelz, wo eine Pension sein sollte. Als wir traurigen Gestalten die Räder in den Hof der Gaststätte schieben, bescheidet man uns barsch, bis 18 Uhr sei geschlossen und Gästebetten gebe es im Ort auch nicht. Auch in Gossa gibt es nur eine Gaststätte und auch die ist zu. Also weiter ein Stück Bundesstraße und parallel zur Pflasterstraße nach Schlaiz auf einem ausgezeicheten geteerten Radweg. Geld ist mir inzwischen ganz egal, als ich den Hinweisen zum "Hotel Landgaststätte Schlaiz" folge (Und überraschenderweise kostet es trotzdem nur DM 100.-).
Um sieben stehen die Räder in einem Durchgang, alle unsere Sachen hängen im Keller in einer Sportlerumkleide zum Trocknen (es war alles mehrfach wasserdicht verpackt, aber bei dem Regen heute hat selbst das nicht gereicht) und wir sitzen geduscht und in unseren langen Kuschelsachen in der Gaststube. (>30 km; 5.7 km/h)
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Mit einem gemütlichen Hotelfrühstück und dem Packen ist es heute später geworden (10:15 h). Statt wie geplant auf die Straße nach Burgkemnitz im Nordwesten geraten wir auf ein Sträßchen nach Südosten, das am Muldestausee endet. Dafür beginnt hier ein (guter und fester) Naturlehrpfad direkt durch das Schutzgebiet. Direkt an einer Plattform mit Blick über den See zum anderen Ufer steht ein rund 30 Millionen Jahre altes Stück Mammutbaum aus der Kohlegrube. Auf einem Teilstück sind wir von einer ganzen Wolke bunter Schmetterlinge umschwärmt.
Der Weg führt bis zum Bahnhof Muldenstein (ca. 10 km). Um über die Gleise zu kommen, müssen wir den Bahnarbeiterweg nehmen. Nach knapp einer Viertelstunde kommt der Zug. Den Schaffner finden wir erst kurz vor Radis, als es Zeit ist, uns zum Aussteigen fertig zu machen. Also läßt er uns umsonst fahren, mit guten Wünschen und der Aufforderung, bald wieder Bahn zu fahren. Nach einem ganz kurzen Stück Hauptstraße biegen wir links auf den R1, erst geteert und ab dem Geburtshaus Johann Gottfied Gallers (wer immer das war - Ingenieur oder Wissenschaftler eher nicht) fester Sand. Genau gegenüber Ferropolis machen wir Pause auf einem Jägerhochstand mit Blick auf die alten Bagger. (14:10; Tacho versehentlich resettet)
In Oranienbaum (8.4 km ab Pause) arbeitet der letzte Direktor des Kraftwerkes Vockerode als ABM in der Stadtinformation. Sie seien ja vorher von Verbrechern regiert worden, aber Kohl und Stoiber seien die größeren Verbrecher - Kohl müsse weg! Richtig ist daran zweifellos, daß von den Betrieben - Kraftwerk, Braunkohle, Militärinstandsetzung - mit Tausenden Arbeitplätzen "alles kaputt gemacht" wurde. Auf eine Diskussion, in wie weit das überhaupt in die Kompetenz der Politik und einer Regierung fällt lasse ich mich lieber nicht ein. Immerhin lesen wir genau jetzt ja auch in der Zeitung, wie dieselben Leute, die einen Erhalt eines Teils der Kraftwerke und Braunkohleförderung durchgesetzt haben, sich jetzt über höhere Strompreise beschweren.
Er vermittelt uns an Frau Renate Lemcke (Schloßstraße 14, 034304/20373, DM 60.-). Iona hatte Seitenstiche und wünschte sich ein Bett - jetzt, wo eines da ist, gibt es natürlich trotzdem Gebrüll. Am ersten sonnigen Tag ohne Regen liegt sie erstmal im Zimmer im Bett, schläft eine Stunde und ist nach dem Wecken maulig. Zum Essen gehen wir (heute und morgen) in den Goldenen Fasan, das teuerste Hotel-Restaurant der Stadt - für rheinische Verhältnisse höchst preiswert mit Gerichten um DM 10.-. Für Kinder gibt es eine Speisekarte mit Malbild auf der Rückseite und ein Glas Buntstifte. Und das besondere Zeichen der Liebe zum Detail: sie sind alle für jedes Kind frisch gespitzt! Am Nebentisch diniert der Bürgermeister mit seinem Pendant aus der Partnerstadt Daun/Eifel. (>20 km)
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Um zehn beginnt das Stadtfest "325 Jahre Oranienbaum" mit einem Festumzug. Im ersten Wagen die Gründerin der Stadt, Fürstin Henriette Charlotte, die Mutter des "alten Dessauer", der man ihre ca. 350 a nicht ansieht. Später auf dem Marktplatz Stände mit Handwerk und auf der Bühne mittelalterliche Musik und Tänze. Zwischendurch ein Gang durch den wirklich schönen Schloßpark und auf den Turm der chinesischen Pagode.
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Die Radwegmarkierung scheint in Oranienbaum erstmal zu enden, dank Karte und Kompaß kein Problem. Etwas später treffen wir den R1 dann wieder - statt der beiden Alternativen, die zwei verschiedene Karten ausweisen, war tasächlich eine dritte Variante gewählt. Schon nach 4.2 km (10.8 km/h) gönnen wir uns eine kurze Rast an der Schutzhütte. Zwei Kilometer weiter machen wir schon die nächste Pause - diesmal über eine Stunde lang.
Wir sind hier im Biosphärenreservat Mittlere Elbe und genau hier liegt am Weg die Biberfreianlage. In einer abgedunkelten Hütte können wir durch ein Glasfenster einem lebenden Biber beim Schlafen zusehen. Ich hatte keine Ahnung was für Riesenviecher das sind - etwa Schäferhundgröße. Dieses Gebiet an der Elbe ist eines der wichtigsten Biberreservate Europas - von hier sind schon Biber u.a. nach Großbritannien ausgewildert worden. Bei den ehrenamtlichen Helfern kaufen wir später noch Saft von naturgeschützten Streuobstwiesen, einen Schlüsselring und einen kleinen Stoffbiber, [der noch heute, 2001, Ionas Lieblingsstofftier ist].
Es ist kühl und bedeckt, aber noch trocken. Heute machen wir nur einen kleinen Hüpfer nach Vockerode (11.5 km; 10.7 km/h). Um halb zwei sind wir schon da, an der "Pension an der A9" (Frau Häusler; Katenweg 13; 034905/20782; <72 DM). Es gibt noch Zimmer im "DDR Standard" aber wir werden sanft aber bestimmt in ein anderes umgeleitet. Die Unterschiede: einfacher Teppichboden statt blitzsauberen Linoleums, im Bad PVC Kachelimitat (mit Feuchte dahinter, wie meine Nase sagt) statt Leimfarbe und ein Schrank aus Kunstoffurnier im Holzlook. Ein Duschvorhang und eine Wandhalterung für die Handbrause wäre uns lieber gewesen. Den Zimmern gemeinsam sind große helle Fenster, ein Tisch, an dem man auch wirklich schreiben kann, und eine Deckenleuchte, die nicht nach Design ausgesucht wurde aber dafür wirklich Licht gibt - und das ist immerhin mehr als die meisten teuren Hotels zu bieten haben.
Iona ist um 15:15 beim Wecken nach einer Stunde nicht ansprechbar, also decke ich sie eben wieder zu. Vockerode, die Neubaustadt der Kraftwerksarbeiter, macht einen trostlosen Eindruck, an Gaststätten hat nur eine Imbißbude geöffnet. Aber die große Pension ist als guter verkehrsgünstiger Startpunkt für Tagestouren zu empfehlen.
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Übernachtung: 72.-, mit Kinderrabatt: 54.-, gerundet: 50.-. So wenig für einen so angenehmen Aufenthalt mit freundlich familiärer Betreuung!
Heute Richtung Dessau auf dem Fürst-Franz-Weg durch die riesige Parklandschaft der Fürsten von Anhalt, die sich über die ganze Region Dessau-Wörlitz-Oranienbaum hinzieht. Die Wege sind so gut, daß wir fast wie auf Asphalt rollen. Nur die Beschilderung fehlt großenteils und die Karte stimmt nicht mehr. Der aktuelle Weg ist sehr schön an der Dianatempelruine vorbei auf den Elbedamm geführt. Am Forsthaus Leiner Berg lassen wir uns vom Gefühl leiten und biegen vom Hauptweg ohne jeden Hinweis auf den schmalen Dammpfad ab. Pause an der "Großmutterbrücke" (6.4 km; 9.0 km/h).
Später flicke ich im Regen noch einmal meine Kette und bei km 10.4, ist im Stadtpark im Norden von Dessau mein Vorderrad platt. Das kleine Loch im Schlauch kommt von innen und was auf meiner ausführlichen Ersatzteilliste natürlich fehlt, ist ein Felgenband, also muß ein Stück Lappen helfen [und hilft Ende 2005 immer noch].
Nach 12.7 km (10.0 km/h) sind wir am Dessauer Bahnhof. Wie um uns an der Absicht, das Auto zu holen, zweifeln zu lassen, hört der Regen auf und nach einem Umstieg in Leipzig erreichen wir Torgau um 16:00 in strahlendem Sonnenschein. Aber kaum sitzen wir um fünf im Auto, gießt es ohne Unterbrechung. Wir fahren auf kleinen Straßen noch einmal quer durch die Heide, südlich von Coswig auf die alte Kopfstein-Chaussee und über die alte Fähre. Seit 1864 pendelt sie hier ganz ohne Motor- oder Muskelkraft und wird nur von der Strömung angetrieben. Sie hängt an einem sehr langen stromauf befestigten Seil, von dem nahe am Schiff zwei kürzere zum Bug und Heck abzweigen, mit denen der Anstellwinkel zum Strom verstellt wird. Bis wir nach einem griechischen Abendessen im Bett sind - wieder bei Frau Häusler - ist es reichlich spät.
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Bei strahlendem Sonnenschein, wenn auch recht windig, fahren wir ohne Gepäck auf dem Deich entlang (R2) die 6.5 km nach Wörlitz. Unterwegs begegnet uns wieder das ältere Ehepaar, das wir schon bei den Bibern getroffen hatten. Im Park rennt Iona dreimal einfach weg - erst auf der Insel, dann hinter einer Gruppe her und zum Schluß mit dem Rad. Ich warte erst, ob sie doch noch in der Nähe ist, fahre ihr nach, finde sie nicht und bin fast wieder in Wörlitz, als sie in der Pension ankommt. Zum Glück erinnert Frau Häusler sie daran, mich erstmal anzurufen - sie hatte sich in Vockerode verfahren und die Pension nicht gefunden. Strafe 1: Alles, was wir beide dadurch in Wörlitz verpaßt haben; Strafe 2: Morgen im Museum bleibe ich so lange, wie ich will. Abends geht es mit dem Auto noch einmal nach Wörlitz - in den erstklassigen "Kartoffelkäfer".
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Heute morgen fahren wir mit dem Auto zum Kraftwerk Zschornewitz. Fast alles war schon abgerissen, bis jemand daran dachte, das wenige noch zu retten. Aber auch das lohnt den Besuch auf jeden Fall noch. Mittags wollen wir nach Thießen. In Wittenberg möchte Iona auf den Spielplatz und ich stöbere derweil im Antiqariat und endecke zwei Lyceen-Lehrbücher aus den Jahren 1912 und 1918. Später im Norden das falsche Thießen - das richtige mit dem Kupferhammer liegt bei Roßlau. Zurück über die Fähre bei Coswig. Iona spielt mit der Enkelin von Frau Häusler.
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Donnerstag 98-07-16Nach dem Frühstück dreiviertel neun finden wir in Vockerode eine Abkürzung und fahren nach Wörlitz nur 5.7 km (10:30; 13.3 km/h!). Den ganzen Tag halten wir uns im Park auf. Iona macht eine Gondelfahrt mit (sie macht gerne etwas alleine und ich habe dazu keine große Lust). Mittagessen und später Eis im "Grünen Baum". Das Gasthaus ist 1750 gegründet und damit älter als der Park selbst. Zurück ist es fürs Museum schon zu spät (12.7 km/h)
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Abreise (vier Nächte DM 200.-). In Vockerode ist das alte Kraftwerk jetzt Museum mit Ausstellungen über die Landesgeschichte. Toll, aber trotz kindgerechten Führers mit Aufgaben für Kinder doch etwas viel. Für Iona noch einmal über die Fähre und durch Coswig zum Kupferhammer in Thießen. Die mit Wasserkraft betriebene Schmiede war vom 16. Jahrhundert bis 1960 durchgehend in Betrieb und ist jetzt arbeitendes Museum und an sich auch für Kinder sehr aufregend - nur Iona ist nach dem langen Vormittag schon müde. In Dessau geht es auf die Autobahn und von Weimar über Ilmenau nach Eisenach über Landstraße. So schön die ist - ohne eine Baustelle mit Umleitung über Gräfinau-Angstedt hätte ich eine schöne Übernachtung doch nicht gefunden. So aber haben wir großes Glück und finden die Pension "Goldener Engel" (Singer Str. 60; 036785/50420; 95.-, m. Kindererm. 85.-) (Wer den Thüringer Wald mag: Es gibt auch günstige Wochenend- und Feiertags- sowie Weihnachtspauschalen.)
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In Eisenach lassen wir uns das kleine aber eine Pause immer werte Werksmuseum von Wartburg und EMW nicht engehen. An der alten Zonengrenze bei Herleshausen machen wir Pause mit einem Süppchen. Leider ist kaum etwas erhalten - nur die Außenwände der Gebäude - und wer die alte Grenze nicht noch selbst gekannt hat wird sie sich hier nicht vorstellen können. Wir fahren auch noch den alten Bogen über die B400 bis Wildeck-Obersuhl, wo ein Zipfel DDR westlich der Grenze ein Teilstück Autobahn weggeschnitten hatte. Mittagspause an der Autobahn kurz vor Gießen und viertel nach sechs sind wir zu Hause.