Eine Rundreise durchs westliche Island

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Vorbemerkung

Es blüht überall   Im Sommer und bei Sonne ist Island ein heißes Land mit Sonnenbrandgefahr. Natürlich gilt die allgemeine Reiseregel, stets warme und wetterfeste Kleidung dabei zu haben, hier im Norden besonders, aber kurze Hosen und T-Shirts sollten dringend auch dabei sein. Im Gegenteil: Während es wissenschaftlich erwiesen ist, daß a) ein echter Wollpullover auch dann wärmt, wenn er dreckig aussieht, und b) Schickimickikleidung in der Natureinsamkeit ihren Adressaten verfehlt, ist weniges so unangenehm, wie ein feuchtes und durchgeschwitztes Hemd nicht wechseln zu können. Zudem sind Sommerhemden und T-Shirts klein und leicht.
  Es empfiehlt sich sehr, für das Essen genug Geld einzuplanen. Zwar gibt es fast überall auch billige Touristenmenüs um die 1000 Kronen, aber es lohnt sich wirklich nicht, hier Pizza und Burger zu fressen, wo es Lamm und alle Arten frischen Fischs in einer Qualität gibt, die man so leicht nicht wiederfinden wird.

Sumpfpflanzen   Alkoholische Getränke sind dagegen gar nicht mal so teuer wie die Auswahl schlecht ist. Wer es also noch nicht braucht, damit morgens das Zittern aufhört, der erfreue sich lieber am selbst aus kleinen Bergbächen geschöpftem (leichte, nachfüllbare Plastikflaschen sind wichtig, s.o.) einzigartigen Quellwasser und genieße einen guten Tropfen zu Hause über den Erinnerungen.
  Es ist auch in der Hochsaison nicht so schwer einen Platz zum Übernachten zu finden. Wer mobil und bereit ist, es darauf ankommen zu lassen notfalls mit Plane und Isomatte auch einmal im Freien zu nächtigen, muß nicht alles im voraus buchen. Mit Rücksicht auf meine 77-jährige Mutter konnten wir dieses Risiko nicht eingehen.
Moose und Flechten

Farbenvielfalt Blumen und Flechten

Moos Blumen

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Sonnabend 05-07-16

Teichufer im Zentrum von Reykjavík   Die erste Etappe beginnt um dreiviertel zehn im ICE von Köln zum Flughafen Frankfurt. Kurz nach halb zwölf sind wir schon eingecheckt. Es war klar, daß die Zeit bis zum Abflug um zwei mit sehr viel Sicherheit kalkuliert war, aber so ist es mir lieber. Schließlich sind Flüghäfen heute eine Mischung aus Flaniermeile und Shopping Mall - oder auch nicht, wie das Frankfurter Terminal Zwei mit seinem Charme einer traditionellen Bahnhofshalle.
  Kurz nach halb vier sind wir in Kevlavik - ohne Auto. Der Allradler für die Hinterlandstrecken war im März in Deutschland gebucht und anläßlich einer Rückfrage hatte ich mich auch versichert, daß die Buchung tatsächlich fest gespeichert war. Trotzdem ist von uns und unseren Namen nichts, aber auch gar nichts, in Kevlavik auffindbar. Eine Telephonnummer für Hertz in Deutschland ist dort auch weder vorhanden noch ermittelbar und die ich habe ist eine von hier nicht erreichbare 01805 - auch so kann man sich Kundenbeschwerden vom Leib halten. Der junge, sehr hilfbereite Mitarbeiter vor Ort besorgt uns noch ein Auto trotz Hochsaison, wenn auch leider nur eine normale Limousine.
  Im Guesthouse Adam eingecheckt sind wir zu einem Kompromiß gezwungen - ich habe keine Lust ins Zentrum mit dem Auto zu fahren (trotz der Warnungen aller Reiseführer ist es aber möglich und kostenpflichtig findet man auch Parkplätze) und meiner Mutter ist das Zentrum zu Fuß zu weit. Trotzdem bekommen wir in einfachem Ambiente ein ausgezeichnetes Essen mit Lamm und frischem Fisch. Unterwegs begegnen wir einer Gruppe gutgelaunter Studenten um einen im weißen Kittel mit Stethoskop, der gerade sein Medizinexamen bestanden hat. Er besteht darauf, uns zu untersuchen, wobei besonders Ionas Herz Bedenken auszulösen scheint und besonderer Gründlichkeit bedarf.

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Sonntag 05-07-17

Pause am Bach   Meine Mutter ist mit unseren Zimmern sehr unzufrieden. Zwar kann ich dem, abgesehen vom isländischen Preisniveau, nicht ganz folgen, aber wer zahlt darf aussuchen. Also kündigen wir die zweite Resevierung für das Ende der Reise, verlängern Stykkishólmur um eine dritte Nacht und starten heute zuerst zur Halbinsel Akranes. Unterwegs sind vor allem die kleinen Flüßchen immer eine kurze Pause wert. Ein "altes" Festungswerk auf dem Hügel stellt sich bei näherer Betrachtung als die gelungene Verkleidung häßlicher Industriebauten heraus.

Glymur von oben   Nach erfolgter Zimmerbuchung und dem (mittelmäßigen aber preiswerten) Mittagesssen im Hótel Barbró fahren wir nicht durch den Tunnel zurück sondern über den langen Weg rund um den Hvalfjörður. Während meine Mutter drei Stunden geduldig auf uns wartet machen wir uns an den Aufstieg zum Glymur, dem höchsten Wasserfall Islands. Prompt verfehlen wir schon ganz am Anfang den Weg und schlagen uns auf schmalen Pfaden durchs Gestrüpp. Wir bleiben dadurch auf dem (gegen die Fließrichtung gesehen) linken Ufer und können, weil sich der tiefe Taleinschnitt leicht links herum krümmt, den Fall von keiner Stelle ganz sehen. Nach dem langen heißen Aufstieg erreichen wir oberhalb des Falles einen Fahrweg und folgen ihm zurück zum Parkplatz. Der Rückweg auf dem Kamm wird bei Wind und leichtem Nieselregen empfindlich kühl.

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Montag 05-07-18

Dyrhólaey   Morgens startet die Fahrt nach Osten. Von der sich wandelnden Landschaft sehe ich eher weniger, ich muß mich am Steuer auf die Straße konzentrieren. Um so erfreulicher sind unsere Pausen am Seljalandsfoss, dem einzigen Wasserfall, den man auf der Rückseite umrunden kann, was wir natürlich auch tun, und dem schwarzen Sand am Kap Dyrhólaey. Am Strand geht Iona, die sich weigert in der Nähe lebender Menschen die Hose auszuziehen, mit den Füßen und ich weit genug ins Meer, daß mir eine etwas höhere Welle eine triefnasse Unterhose beschert.
  Nach einem sehr einfachen Essen in Vik starten wir zu unserem weitesten Vorstoß nach Osten. Ursprünglich hatte ich den Mýrdalsjökull im Nordosten umrunden wollen, aber die Hólaskjol Hütte ist im März geschlossen und nicht erreichbar. Meine Mutter legt verständlicherweise auf zuverlässig im Voraus gebuchten Betten wert, ohne Zwischenübernachtung ist mir die Strecke zu lang, und mit der geringen Bodenfreiheit unseres Toyota ginge es jetzt sowieso nicht.

Abstieg in die Klamm   Immerhin gelingt es uns bis zur Hütte zu fahren. Die Eldgjá sehen wir so leider nicht mehr, und einen Weg, der zum Wandern in Richtung Mýrdalsjökull einlädt finden wir auch nicht. (Allen jüngeren und flexibleren sei die Strecke nach Norden zum Landmannalaugar dringend empfohlen.) Vor dem höchsten Punkt der Strecke machen wir eine Pause an einer östlich (rechts) steil eingeschnittenen Klamm. Erst wollte ich, im Wissen, daß mein nicht unerhebliches Lebensgewicht hinterher wieder hochzuschaffen wäre, nicht hinabsteigen, aber es lohnt sich. Unten am Bach ist es ruhig, windstill und angenehm warm. Iona steigt, weil wir die Flaschen zum Auffüllen oben vergessen haben, den Berg sogar zweimal. Auf dem letzten Stück zu Hütte überholen wir zwei Wanderer, und die Frau ist müde genug um für unser Mitfahrangebot dankbar zu sein.
  Früher als erwartet sind wir schon um Viertel Acht auf dem Bauernhof Sólheimahjáleiga. In der Erwartung, es würde spät werden, hatten wir auf das angebotene Dinner verzichtet und bekommen ein reichhaltiges kaltes Abendessen mit einer leckeren hausgemachten Pilzsuppe.

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Dienstag 05-07-19

Sólheimjökull   Zuerst machen wir einen Abstecher zum Sólheimjökull, einer weit ins Tal führenden Gletscherzunge des Mýrdalsjökull. Die Sandbänke im Schmelzwasserbach an seinem Fuß sind trügerisch - ich überspringe einen knapp einen Meter breiten Arm und versinke bis zur Mitte des Unterschenkels - Gletscherwasser ist kalt.
  Wir biegen wie auf dem Hinweg am Seljalandsfoss ab und wollen gern auf der [249], der Straße nach Þorsmörk, im Norden des Eyjafjallajökull bis zum Gletschersee an der Spitze des Gigjökull fahren. Schon an der ersten Furt gebe ich den Plan auf. Zwar ist sie wahrscheinlich auch mit einem einfachen PKW passierbar, aber wenn es schiefgeht hätten wir ein echtes Problem.

Im Eiswasser versunken   Wieder auf der großen Ringstraße [1] machen wir einen Bogen vorbei an den alten Torfhäusern in Keldur. Seit einem Erdbeben 1999 sind sie teilweise zerstört und wie im Führer schon angekündigt sieht man nicht viel, erhält aber doch einen Einblick in Bauweise und (beengtes) Leben in den Sagazeiten.
  Im Blick auf das Hotelrestaurant am Abend soll es ein kleines Mittagessen werden, also nicht das sehr einladend klingende Menü in Selfoss sondern viel frisches Obst und ein paar Kekse aus dem Supermarkt (Vorsicht: Mjölk ist keine Milch sondern eine Art Yoghurt.) für ein Piquenique am Kerið.

Kerið   Im Widerspruch zum Karte gibt es dort keine Tische und so sitzen wir auf einem Felsen inmitten um uns wogender, ladungsweise aus Bussen abgekippter, knipsender Touristen.
  Neben dem theologischen Zentrum und der neuen Kirche in Skálholt sehen wir uns die Ausgrabungen des alten Bischofssitzes an - es fasziniert mich immer wieder wie viel erfahrene Archäologen da erkennen, wo die Mauerreste für mich ein unerklärliches Labyrinth zu sein scheinen. Auffallend ist aber doch, wie klein Klassen- und Unterrichtsräume und wie schmal die Gänge damals gewesen sind.
  Sehr früh erreichen wir heute unser Quartier, was ich etwas unbefriedigend finde, aber meiner Mutter sehr recht ist, und gehen vor dem Essen noch ins Schwimmbad, das außer dem Thermalwasser nicht viel zu bieten hat.

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Mittwoch 05-07-20

Silkatablagerungen aus dem Geysirwasser   Der große Vorteil des Hotels in Fluðir ist nebem dem Komfort und dem Restaurant die Nähe zu den Geysiren. So sind wir schon am Morgen da, lange vor den vollen Bussen aus Reykjavík und können in kleiner Runde ungestört genießen.
  Auch am Gullfoss ist es noch angenehm ruhig - auf die Regenbögen müssen wir dafür verzichten, für sie steht die Sonne erst am Nachmittag richtig. Ein Tip: Die Wollpullover im Touristenshop am Wasserfall kommen mir mit 50.- € preiswert vor, und tatsächlich haben wir zu diesem Preis nie wieder welche gesehen und auf der Reise auch keinen gekauft. Also bei Bedarf nicht zögern, zugreifen!

Hjalparfoss   Danach ist erst einmal Fahren angesagt. Ich muß mich auf die Straße konzentrieren und aus dem Auto kann ich Landschaft ohnehin nicht richtig genießen, aber schön ist sie. Zu sehen gibt es erst am östlichen Ende der [32] wieder etwas, dann aber vieles dicht an dicht. Zuerst kommt rechts über eine kleine Zufahrt der Hjálparfoss und direkt danach geht es links zum ausgegrabenen Hof Stöng, der 1104 von der Lava verschüttet wurde. Wenig später geht es rechts ab zur Replika Þjóðveldisbær (Gemeinschaftshof) eben dieses Hofes. Sie wurde 1974, zum 1100-jährigen Jubiläum der Besiedlung, hier in Skeljastadir erbaut. Auf der Kassentheke liegen zwei bildhübsche Kätzchen, die von den Mitarbeitern gerettet wurden und dringend ein neues Zuhause suchen. Nur schwer kann ich Iona (und mich auch) überzeugen, daß das für uns beim besten Willen nicht praktikabel ist. Nichts davon stand in unseren Führern, sonst hätten wir es besser machen und erst den Nachbau ansehen und dann das Original besser verstehen können.

Bimssteinebene Árskógar   Zuletzt machen wir einen Halt am Wasserkraftwerk Sultartangastöð. Es ist offen für Besucher, aber zu sehen gibt es außer der Außenverkleidung der Generatoren nicht viel.
  Zurück fahren wir einen langen Bogen nach Süden, beginnend mit der Schotterpiste [26] durch die Ebene Árskógar. Die schwarze Lava ist hier überall von einer meist dünnen Schicht weißen Bimssteins bedeckt. Die Landschaft wandelt sich von der reinen Wüste im Norden, wo alles Wasser im grobkörnigen Boden sofort abfließt, bis zu einem dichten Bewuchs weiter im Süden, wo feinkörniger Sand die Feuchtigkeit festhält.
  Weil Iona sich beharrlich weigert, vernünftig Karte zu lesen, fahren wir im weiteren Verlauf bis zur [1] und zurück über die [30] an allem vorbei und sehen bis auf die sich ständig wandelnde Landschaft nichts mehr.

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Donnerstag 05-07-21

Am Þingvellir   Nach dem zweiten guten Frühstück in Fluðir und einem weiteren kurzen Stop an den Geysiren geht es heute nach Norden zur Halbinsel Snæfellsnes. Der Weg führt uns zunächst zum Laugarvatn und unserer einzigen Gelegenheit, in einem warmen See zu baden. Er ist am Nordufer sehr flach und steinig, und wenn man genau über eine Spalte mit aufsteigendem Wasser gerät, ist es nicht einfach, schnell genug wegzukommen.
  Auf der schmalen [365] geht es über die Berge zum Þingvellir. Bei einer kleinen Pinkelpause wechselt Iona endlich ihre nassen Schwimmsachen, nicht wie ich gleich schnell hinter dem Auto am See. Ihre Tasche liegt im Kofferraum unter meinem Rucksack.

Kleine Pause   Am Þingvellir entscheide ich mich, trotz der glatten, ausgebauten Wege die Wanderschuhe anzuziehen. Das ist auch sehr gut, denn so entdecke ich im Kofferraum das große Loch, wo mein Rucksack hätte sein sollen. Zuerst sehen wir uns aber um und schmarotzen die Führung einer amerikanischen Reisegruppe. Dann zurück auf dem Weg, den wir gekommen sind, und mein blauer Rucksack liegt noch genau da einsam in der Landschaft, wo er zwei Stunden vorher achtlos hingeschmissen wurde.
  Wieder gewendet und unterbrochen an eingen Stellen, die zum Anhalten, Aussteigen und Genießen einladen über die [52] [54] und [56] nach Stykkishólmur.

Aussichtspunkt   Meine Mutter bleibt heute im Hotel, wir gehen zu Fuß zum Hafen und setzen uns ins Sjávarpakkhúsið, das "Sea Bastard's Inn". Von der Terrasse in der Sonne hat man einen wunderbaren Blick auf's Hafenbecken, aber Iona hat keinen Pullover mit und die Luft wird kühl, also müssen wir uns reinsetzen. Eine intensiv kaugummikauende Kellnerin würde in Deutschland wohl eine Abfuhr vom Chef holen, aber sie ist freundlich, soweit unter der Schminke erkennbar, hübsch und das Essen wieder einmal sehr gut.
  Unsere Zimmer gehen heute nach Westen und um 22:00 h scheint die pralle Nachmittagssonne aufs Bett, so wie zu Hause um vier. Trotzdem schlafe ich ausgezeichnet.

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Freitag 05-07-22

Orcas vor dem Snaefellsjökull   Das Frühstück im Hótel Stykkishólmur ist ausgezeichnet. Es gibt zwei Arten eingelegten Hering, einer davon offenbar mit Honig. Es ist mir nicht gelungen, ein Buch mit dem Rezept zu finden. Sollte es jemand haben, wäre ich für eine eMail sehr dankbar. Heute geht es nach Olafsvik zum Whale Watching mit Sæferðir Meine Hoffnung auf Blauwale wird zwar enttäuscht, aber dafür sehen wir Orcas, die hier viel seltener sind. Außerdem zahlreiche Delphine und einige Minkwale. Letztere tauchen bis zu 20 Minuten - wir brauchen Geduld und müssen dann schnell hinsehen, bevor sie wieder weg sind.

Die Westküste am Neshraun   Im Hintergrund und von drei Seiten haben wir dabei stets die Gletscherkappe des Snaefellsjökull und die Steilküste der Westspitze im Blick. Auf dem Boot wiederholt sich eine Erfahrung, die ich genau so schon auf vielen Freizeiten gemacht habe. Ich habe zur Sicherheit immer einen warmen Pullover mehr mit als es nötig scheint. Irgendwann, wenn mir noch warm ist, leiht ihn sich ein junges Mädchen (früher war ich selbst jung, heute ist es die Tochter) aus, und viel später wird es so kalt, daß ich ihn selbst brauche. Es ist schon erstaunlich, daß es nicht einer der feministischen Parolenruferinnen einfällt, jetzt über geschlechtsbezogene Ungleichbehandlung zu jammern. (Wobei ich fairerweise zugeben sollte, daß Iona hier die Ausnahme macht, und ihn mir mehrfach anbietet.)

Am Snaefellsjökull   Nachmittags auf dem Rückweg fahre ich ein kleines Stück die [F570], die östlich dicht am Snaefellsjökull vorbeiführt. Dies ist der Berg, über dessen Krater in Jules Vernes Roman Professor Lidenbrock zum Mittelpunkt der Erde aufbricht. Zu Vernes Zeit gab es die Straßen noch nicht und die Spitze der Halbinsel war sehr unzugänglich. Die Piste macht den Eindruck, auch mit PKW gut befahrbar zu sein und ich merke sie mir für morgen vor. Auf dem Rückweg fahren wir, obwohl es noch nicht spät ist, ein zweites Mal am heiligen Berg Helgafell vorbei ohne Halt und bekommen ein ausgezeichnetes Essen im Restaurant Fimm Fiskar (Fünf Fische). Als wir gehen spielt neben der Kirche auf einer Gasthausterrasse das Duo Hot Damn! und Iona bleibt erstmal da stehen. Ich bringe meine Mutter und das Auto zum Hotel. Eigentlich will ich Iona sagen, sie solle sehen, wie sie herkommt, aber nichtmal ihr Telephon hat sie bei sich. Also laufe ich zurück und habe auch genug Geld mit für eine signierte CD. Als Undank muß ich die an den nächsten Tagen im Auto auch noch anhören.

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Sonnabend 05-07-23

Basaltsäulen am Gerðuberg   Für heute sind die Sehenswürdigkeiten von Snaefellsnes geplant. Wir starten nach Osten mit einer Umrundung des Alftafjörður (Schwänefjord), der seinem Namen alle Ehre macht, und über die [55] zur Südküste. Der erste Halt sind die Basaltsäulen von Gerðuberg. Im Geröll am Fuße der Basaltsäulen nisten Vögel, deren Rufe von der Wand zurückgeworfen laut hallen. Meine Versuche, sie mit dem Einfachmikrophon des Archos aufzunehmen, scheitern recht kläglich.

Seehunde am Ytritunga   Nächster Halt ist der Strand von Ytritunga. Es ist nicht leicht über dem glitschigen Seetang auf glatten Steinen und Geröll vorwärts zu kommen - zu Ionas Freude lande ich einmal im Nassen - aber die Seehunde lassen uns bis auf etwas 100 m heran, bevor sie anfangen, unruhig zu werden. Auch hier in der Stille fallen wieder die vielen Vögel und ihre Rufe auf.
  Nun wollte ich eigentlich die Nebenstraße an der Ostflanke des Snaefellsjokull in Angriff nehmen - von Süden für den Fall, daß wir doch umkehren müssen, weil wir den Norden um Olafsvik schon kennen. Dazu müssen wir aber die Abzweigung bei Buðir finden und das setzt voraus, daß die Beifahrerin wenigsten ungefähr unseren Weg auf der Karte verfolgt.
  Bis es mir auffällt haben wir auf der Schnellstraße [54] die Nordküste fast erreicht. Wir versorgen und im Supermarkt von Olafsvik und kehren entlang der Küste nach Süden zurück. Es ist der Fluch des Autos, daß wir den Neshraun ohne Halt durchqueren. An einer kleinen Abzweigung fahren wir ein Stück in den Drangahraun und machen Piquenique auf einem Felsen.

Im Drangahraun   Hinter Arnarstapi biegen wir jetzt doch in die [F570] und fahren zunächst zur für ihr Echo berühmten Sönghellir. Ein Stückchen weiter ist eine Höhle mit Loch im Dach. Mit "leg up" steigt Iona oben aus, ich muß den Weg zurück, den wir gekommen sind.
  Obwohl uns ein von oben gekommener Schweizer bestätigt, sogar einen Sportwagen die Strecke fahren gesehen zu haben, und wir schon wesentlich schlechtere Straßen ohne "F" gefahren sind, macht meine Mutter einen Riesenaufstand, weil wir F-Straßen mit dem PKW eigentlich nicht fahren dürfen und formale Regeln eben immer wichtiger sind als reale Tatsachen.

Berserkjahraun   Also bleiben wir an der Südküste. An der kleinen Kirche von Búðir könnten wir eigentlich den Weg in den Búðahraun und auf den nur 88 m hohen Búðaklettur machen. Aber es ist heute nachmittag wieder sehr heiß und beim Gedanken mich in der Sonne zwischen die schwarzen Felsen begeben zu sollen winke ich feige ab.
  Den Rückweg wählen wir an der morgens verpaßten Ecke wieder nach Norden. Von den Höhen der Küstenstraße sehen wir tiefen Wolken zu, die langsam in die Täler ziehen. Im urigen Berserkjahraun biegen wir links ab auf die [577] durch Helgafellsveit. Hier geht es auch zu dem Hof Bjarnarhöfn mit Museum, auf dem der berühmte Hakarl, Eishai der sechs Wochen in der Erde gammelt, bis er nicht mehr giftig ist, hergestellt wird. Uns reizt das nicht besonders, und die Vegetarierin Iona schon gar nicht. Bis auf den Anfang im Lavafeld ist der Weg eher enttäuschend, eine bessere Wahl könnte die [558] gewesen sein, die südlich durch den Berserkjahraun führt.
  Das Essen im Narfeyrarstofa dürfte der Karte nach vorzüglich sein, wenn auch bis auf Pizza und Burger, und die wollen wir nicht, selbst für isländische Verhältnisse recht teuer. Leider ist es voll besetzt, eine Stunde mögen wir nicht warten und so essen wir heute im Hotel und bereuen das keineswegs.

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Sonntag 05-07-24

Blick vom Helgafell nach Nordosten   Nach einem letzten Mal Frühstück mit dem wunderbaren Hering (Das Rezept suche ich wirklich.) besteigen wir heute endlich den Helgafell mit der phantastischen Rundumsicht über die tausend Inseln. Oben treffen wir eine Reisegruppe und ein Kätzchen, das uns nach unten begleitet.
  Für die Abreise wählen wir wieder die [55], die [54] bis Borgarnes, [1], [50] und fahren auf der [523] und [518] am Nordufer des Hvítá nach Osten bis zur [F578]. In der Höhle Víðgelmir sind wir offenbar doch nicht gewesen - sie ist ohne Führung gar nicht zugänglich - sondern daran vorbei. Die Höhle, bei der wir waren, war also entweder die Stefánshellir oder wahrscheinlich die Surtshellir.

Surtshellir   Am Campingplatz Húsafell vorbei kommen wir auf der Südschleife an die Hraunfossar und den Bjarnavoss, benannt nach dem tragischen Tod zweier Kinder, worauf die Eigentümer die natürliche Brücke, von der sie gefallen waren, zerstören ließen.
  Was ich bei einem kuzen Hineinfahren nur für die Hotelzufahrt halte (erwähnte ich schon, daß das Kartenlesen meiner Beifahrerin wenig brauchbares ergab?) ist tatsächlich der ganze Ort Reykholt, so daß wir daran vorbeifahren.

Hraunfossar   Zurück an der Haupstraße [50] geht is wenige hundert Meter im Norden zur heißen Quelle Deildartunga. Neben den Gewächshäusern vor Ort (zur Selbstbedienung mit Geldeinwurfkasten gibt es eine Tüte frische Tomaten für nur 100 Kronen) versorgt sie mit ihren 180 l/sec bei 97 °C die Städte Borgarnes und Akranes mit Fernwärme.
  Abends essen wir im Hotel, das Cafe 15 aus dem Reiseführer gibt es nicht mehr. Schlecht ist es nicht, aber von den Tagen vorher sind wir verwöhnt.

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Montag 05-07-25

Reykjavík, Blick von der Hallgrímskirkja nach Norden   Unser letzter Tag. Iona wünscht sich einen Besuch in der blauen Lagune und Shopping in Reykjavík, also machen wir beides. Die künstlich mit zur Beheizung von Reykjavík aus dem Meeresboden gepumptem Thermalwasser im Þráinsskjaldarhraun angelegte Lagune ist zwar ein reines Spaßbad, an dem ladungsweise Touristen abgekippt werden, ihrem Reiz kann man sich aber schwer verschließen. Zweimal steigen Iona und ich auf die Holzplattform mit dem Blick über alles und stehen zwischen lauter Touris in Wintermänteln, die die billigen Karten ohne Baden gelöst haben. Kalt ist es nur am Anfang, im kräftigen, kühlen Wind wird die Haut rasch trocken.
  Dank Ionas Reiseführer essen wir ausgezeichnet im von außen völlig unscheinbaren Restaurant Við Tjörnina.
  Wir fahren zur Hallgrímskirkja und gemeinsam auf den Turm. Dort lassen Iona und ich meine Mutter allein und gehen zu Fuß in die Stadt zurück. Weil ich mich vor allem in Antiquariaten und Buchhandlungen umsehe, ist zur vereinbarten Zeit Ionas Klamotten-Ansehbedarf noch lange nicht gedeckt. Ich hole meine Mutter ab und wir setzen uns in der Sonne vor ein Cafe, bis der Ladenschluß auch Iona zum Aufhören bewegt.

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Dienstag 05-07-26

Meine Mutter - ihr verdanken wir die Reise   Abfahrt. Zuerst will Iona noch in einen Schickimicki-Klamottenladen gegenüber dem Hotel. Ich bin immer wieder fasziniert, wieviel Geld man dafür ausgeben kann, halbnackt und in zerissenen Sachen herumzurennen, und setze mich auf dem Akratorgplatz zum Denkmal für die ertrunkenen Seeleute von Marteinn Guðmundsson. Der Wahlspruch als Hexameter gefällt mir, auch wenn ich ihn nicht verstehe. (Dummerweise habe ich weder Photoapparat noch Notizbuch dabei und bin zu faul, sie zu holen.)
  Pünktlich und mit Reserve sind wir am Flughafen. CDs mit isländischer Musik gibt es hier in großer Auswahl und erheblich preiswerter als in Reykjavík – vergeßlich wie ich bin kaufe ich eine doppelt. Beinah hätte ich sogar einen geradezu unanständig billig scheinenden Glendronach quer durch die Welt geschleppt, bis mir gerade noch rechtzeitig einfällt, daß ich noch DM-Preise im Kopf habe, hier aber Euros ausgezeichnet sind.

Zum Schluß noch Verweise auf drei Reiseberichte, die zu schön sind, um unerwähnt zu bleiben, für die ich aber oben kein passendes Stichwort gefunden habe:

Und die Statistik vom Auto. Ein Toyata Corolla ohne Stoßdämpfer und mit furchtbarer, toter, gefühlloser Lenkung aber einem wunderbaren Motor:
Erstes Tanken nach ca. 630 km
2.: 25.6 l; 369.8 km; 67 km/h; 6.4 l/100km
3.: 37.4 l; 630.2 km; 62 km/h; 6.4 l/100km
4.: 26.9 l; 478.4 km; 58 km/h; 6.2 l/100km
5.: 29.5 l; 490.0 km; 59 km/h; 6.3 l/100km
Gesamtstrecke 2600 km

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