Literatur zu:
Breisacher Münsterberg

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Balzer 2001

Ines Balzer, Neues vom Breisacher Münsterberg in frühkeltischer Zeit. Archäologische Nachrichten aus Baden 64 (2001), 9–14.

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Auffällig sind im Fundbild des Breisacher Münsterberges die Keramikfragmente von Weinamphoren (Abb. 4). Das auffällige Glitzern der gelb- bis orangefarbigen Keramik wird durch die gezielte Zugabe von Glimmer verursacht. Dies ist typisch für Weinamphoren aus der weiteren Umgebung von Marseille.

Bis 1972 gab es auf dem Breisacher Münsterberg zwar immer wieder Funde aus Sondagen und Baugruben, aber erst die dann einsetzenden Großgrabungen trugen zu entscheidenden Aussagen zur Besiedlung auf dem Breisacher Münsterberg bei (Abb. 1). Während alle Grabungen und Beobachtungen bis 1976 bereits ausgewertet sind, blieb die Fundmasse aus den zwei Großgrabungen, die zwischen 1980 und 1986 an der Kapuzinergasse und wegen der Rathauserweiterung mit Tiefgarage stattfanden, lange Zeit unbeachtet. Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass aus insgesamt 4500 m2 Grabungsfläche etwa sechs Tonnen Fundmaterial, Knochen nicht mitgezählt, von der Urnenfelderzeit bis zur Neuzeit zu Tage kamen.

Balzer 2010a

Ines Balzer, Chronologisch-chorologische Bemerkungen zum “Fürstensitz” auf dem Breisacher Münsterberg. In: Dirk Krausse (Hrsg.), “Fürstensitze” und Zentralorte der frühen Kelten, Abschlusskolloquium des DFG-Schwerpunktprogramms 1171 in Stuttgart, 12.–15. Oktober 2009. Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 120 (Stuttgart 2010), 269–288.

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No later than the end of the Neolithic period the 10 ha of the Münsterberg at Breisach am Rhein was the site of a temporary settlement. There was a first peak in settlement activity during the Urnfield culture, and another in the early Iron Age. Although at the time no Mediterranean imports were known, in 1969 Wolfgang Kimmig included it among his late Hallstatt “Adelssitze”. In the meantime a whole series of early Iron Age imports from all points of the compass have been found, including fragments of amphorae from Massalia, and Attic, southern and eastern French, Bohemian and Slovenian wares. This is due mainly to the work of the local Heritage Management Authority, which has kept a watching brief on all building work on the densely settled plateau since the 1950s. In particular between 1980 and 1986 extensive areas could be excavated for the first time. The intensity of settlement on the plateau varied through the ages, with the entire plateau occupied in HaD3; while in Ha C/D1, and early and late Latène there was apparently a concentration on the southern section of the hill, which was also the site of the late Roman fort. No definite early Iron Age settlement structures have been located to date, merely indications of a number of funnel-shaped pits, a few sunken houses, a possible sill-beamed house and shallow ditches for fences. Apart from the imports mentioned above, significant finds include a consistently high proportion of wheel-thrown wares.

Der etwa 10 ha große Münsterberg von Breisach am Rhein war spätestens seit dem Endneolithikum temporär besiedelt. Ein erster Siedlungshöhepunkt ist in der Urnenfelderzeit zu verzeichnen, ein weiterer in der frühen Eisenzeit. Obwohl Südimporte fehlten, zählte bereits Wolf gang Kimmig 1969 den Münsterberg zu seinen “späthallstättischen Adelssitzen”. Mittlerweile ist eine ganze Reihe von früheisenzeit-lichen Import- und Fremdfunden aus allen Himmelsrichtungen wie beispielsweise massaliotische Amphorenfragmente, attische, süd- und ostfranzösische, böhmische sowie slowenische Keramik aufgefunden worden. Dies ist besonders der archäologischen Denkmalpflege zu verdanken, die verstärkt seit den 1950er Jahren bei Baumaßnahmen auf dem bis heute dicht besiedelten Bergplateau präsent ist. Besonders zwischen 1980 und 1986 konnten erstmals umfängliche Flächen archäologisch untersucht werden. Es stellte sich heraus, dass der Berg zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich intensiv besiedelt worden ist. Während in HaD3 das gesamte Plateau als Besiedlungsfläche genutzt wurde, scheint sich nach momentanem Forschungsstand die Ha C/D1-, die frühlatène- sowie auch die spätlatènezeitliche Besiedlung vorwiegend auf dem Südteil des Berges zu konzentrieren – dort, wo auch in der Spätantike das Kastell errichtet wurde. Eindeutig zu interpretierende früheisenzeitliche Siedlungsstrukturen fehlen bisher, es sind lediglich eine Vielzahl an trichterförmigen Gruben, einige Grubenhäuser, Hinweise auf ein Schwellbalkenhaus und Zaungräbchen zu konstatieren. Im Fundmaterial ist neben den oben erwähnten Fremdfunden der durchgängig recht hohe Anteil an Drehscheibenkeramik ab HaD3 auffällig.

Balzer 2010b

Ines Balzer, Der Breisacher Münsterberg zwischen Mont Lassois und Most na Soci. In: Erzsébet Jerem, Martin Schönfelder & Günther Wieland (Hrsg.), Nord-Süd, Ost-West – Kontakte während der Eisenzeit in Europa, Akten der Internationalen Tagungen der AG Eisenzeit in Hamburg und Sopron 2002. Archaeolingua 17 (Budapest 2010), 27–39.

Bei allen drei hier vorgestellten Keramikgruppen sind Fernkontakte offenkundig. Da diese an ihrem Fundort Breisach auch hergestellt worden sind, entfällt eine Deutung als Handelsgut, Beute oder Geschenk (dazu LANG 2002 mit weiterer Literatur). Was bleibt, um Fernkontakte zu begründen, ist der Aspekt Mobilität. Hier ist, wie oben aufgezeigt, zwischen Privatpersonen, die es beispielsweise aufgrund von Abenteuerlust, Auswanderung oder Heirat in die Ferne verschlägt, oder Gewerbe betreibenden Personen, die gezielt weite Strecken zurücklegen, wie Wanderhandwerker, zu unterscheiden.

Bender 1993

Helmut Bender, Ludwig Pauli & Ingo Stork, Der Münsterberg In Breisach, Band 2: Hallstatt- und Latènezeit. Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 40 (München 1993).

Bonnet 1981

Charles Bonnet, Suzanne Plouin & Fran\cois Lambach, Les tertres du Bronze Moyen d’Appenwihr, forêt de Kastenwald (Haut-Rhin). Bulletin de la Société préhistorique française 78 (1981), 432–471.

Die Hügelgruppe von Appenwihr, welche schon wichtiges Gerät aus der Eisenzeit geliefert hat (wir denken an das Grab mit etruskischem Bronzematerial), bringt jetzt zahlreiche Erzeugnisse aus der Hügelgräberkultur. Die reich ausgestattenen Appenwihrer Gräber betonen, für beide Perioden, die Wichtigkeit des Kastenwaldes. Die neue Ausgrabungen füllen eine Lücke aus, da die mittlere Bronzezeit sehr schlecht bekannt war in der Kolmarer Gegend, ausser einige Keramikstücke von der Höhensiedlung Hohlandsberg. Die Nachforschungen bringen ausserdem ihren Beitrag zur bessere Kenttnisse des Begräbnisritus der Bronzezeit und auch der interregionalen Beziehungen.

Bonnet 1996

Charles Bonnet, François Lambach, Ein reiches Grab mit Dolch: Das Grab 4 von Riedwihr l, Une tombe de chef à poignard: la tombe 4 de Riedwihr 1. In: Suzanne Plouin, Cynthia Dunning & Peter Jud (Hrsg.), Tresors Celtes et Gaulois – Le Rhin supérieur entre 800 et 50 avant J.-C. Exposition présentée au musée d’Unterlinden du 16 mars au 2 juin 1996. (Colmar 1996), 80–83.

Bonnet 1997

Charles Bonnet, Suzanne Plouin & François Lambach, Chronologie et structures des tumulus du Kastenwald (Haut-Rhin), Relecture des données anciennes et mobilier funéraire inédit. Cahiers Alsaciens d’Archéologie, d’Art et d’Histoire 40 (1997), 17–32.

Da unveröffentliche Grabbeigaben noch im Unterlindenmuseum aufbewahrt liegen, sind wir veranlasst, die im Kastenwald zwischen 1954 und 1965 durchgeführten Ausgrabungen wieder aufzunehmen und seine Ergebnisse wieder nachzuprüfen. Bearbeitet man die Funde und erwägt man erneut die damaligen Angaben, so wird es tatsächlich bestätigt, dass die meisten Grabhügel schon in der mittleren Bronzezeit gegründet wurden. Bloss der Hügel von Wolfgantzen schliesst sich aus, da er deutlich in der Hallstatt C errichtet wurde.

Burkhard 1996

Andreas Burkhardt, Rolf Dehn, Willem Stern & Jean-Jacques Wolf, Keltische Münzen: Das erste Geld der Oberrheinregion, Les monnaies celtiques: le premier numéraire du Rhin supérieur. In: Suzanne Plouin, Cynthia Dunning & Peter Jud (Hrsg.), Tresors Celtes et Gaulois – Le Rhin supérieur entre 800 et 50 avant J.-C. Exposition présentée au musée d’Unterlinden du 16 mars au 2 juin 1996. (Colmar 1996), 218–227.

Dehn 1996a

Rolf Dehn, Grabhügel 3 von Kappel am Rhein, Gem. Kappel-Grafenhausen, Ortenaukreis, Le tumulus 3 de Kappel-am-Rhein, Commune de Kappel-Grafenhausen, Ortenaukreis. In: Suzanne Plouin, Cynthia Dunning & Peter Jud (Hrsg.), Tresors Celtes et Gaulois – Le Rhin supérieur entre 800 et 50 avant J.-C. Exposition présentée au musée d’Unterlinden du 16 mars au 2 juin 1996. (Colmar 1996), 50–55.

Dehn 1996b

Rolf Dehn, Ein Fürstengrab der späten Hallstattzeit von Ihringen (Kreis Breisgau, Hochschwarzwald), Une tombe princière du Hallstatt final à Ihringen (Kreis Breisgau, Hochschwarzwald). In: Suzanne Plouin, Cynthia Dunning & Peter Jud (Hrsg.), Tresors Celtes et Gaulois – Le Rhin supérieur entre 800 et 50 avant J.-C. Exposition présentée au musée d’Unterlinden du 16 mars au 2 juin 1996. (Colmar 1996), 112–117.

Dehn 1996c

Rolf Dehn, Eine Zentralbestattung der Frühlatenezeit im Grabhügelfeld Ihringen-Gündlingen, Gewann Nachtwaid/Ried, La sépulture centrale de La Tène ancienne de la nécropole d’Ihringen-Gündlingen, Kreis Breisgau-Hochschwarzwald. In: Suzanne Plouin, Cynthia Dunning & Peter Jud (Hrsg.), Tresors Celtes et Gaulois – Le Rhin supérieur entre 800 et 50 avant J.-C. Exposition présentée au musée d’Unterlinden du 16 mars au 2 juin 1996. (Colmar 1996), 140–143.

Dehn 1997

Rolf Dehn, Riche découverte funéraire dans la nécropole rumulaire d’Ihringen-Gündlingen, lieu-dit “Nachtwaid-Ried”. In: Patrice Brun & Bruno Chaume (Hrsg.), Vix et les Éphèmères Principautés Celtiques – Les VIe et Ve siècles avant J.-C. en Europe centre-occidentale, Actes du colloque de Châtillon-sur-Seine (27–29 octobre 1993). (Paris 1997), 53–55.

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Zwei ungestörte reiche Bestattungen in unmittelbarer Nachbarschaft des bekannten Fürstensitzes auf dem „Münsterberg“ von Breisach stellen die ersten Bestattungen der Oberschicht dieser Siedlung dar. Von besonderer Bedeutung ist die vollständig erhaltene gläserne Trinkschale aus der Ha D3 zeitlichen Bestattung unter Hügel l von Ihringen-Gündlingen.

Dehn 2003

R. Dehn & M. Egg u. R. Lehnert, Zum hallstattzeitlichen Fürstengrab im Hügel 3 von Kappel-Grafenhausen (Ortenaukr.) in Baden. Archäologische Nachrichten aus Baden 67 (2003), 15–27.

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Die Besonderheit des Zentralgrabes im Hügels 3 von Kappel a. Rh. ist seine Zeitstellung: die Fibeln, die Wagenteile, einige Bronzegefäße und die Keramik gaben zu erkennen, dass dieses Fürstengrab in einen frühen Abschnitt der Stufe Ha D l datiert, in der die ersten Fürstengräber im Westhallstattkreis einsetzen. Aus dieser Epoche, die mit dem letzten Viertel des 7. und der 1. Hälfte des 6. Jhs. gleichgesetzt wird, liegen zwar aus Südwestdeutschland mehrere monumentale Grabhügel mit oft mehr als 100 m Durchmesser vor, wie z. B. der Hohmichele oder der Mag-dalenenberg, aber die Zentralgräber waren durchweg ausgeraubt oder es handelte sich um frühe unbeobachtete Grabungen. Über die Grabausstattung der Zentralgräber aus der formativen Phase der Fürstengräber ließ sich daher nur spekulieren. Vielfach ging man davon aus, dass sie die gleichen Beigaben wie die Ha D2-D3-zeitlichen Gräber mit Goldhalsring enthalten hätten. Dass dem nicht ganz so war, führt uns das Fürstengrab aus dem Hügel 3 von Kappel a. Rh. vor Augen.

Dehn 2005

Rolf Dehn, Markus Egg & Rüdiger Lehnert, Das hallstattzeitliche Fürstengrab im Hügel 3 von Kappel am Rhein in Baden. RGZM Monographien 63 (Mainz 2005).

Dehn 2008a

Rolf Dehn, Glas wertvoller als Gold ? Die Schale von Ihringen am Kaiserstuhl. Archäologische Nachrichten aus Baden 76 (2008), 28–29.

Diese Schale ist das älteste Glasgefäß dieser Art, das bisher in Europa gefunden wurde. [...] In dem Mann, der unter dem Hügel bestattet ist, dürfen wir sicherlich den ersten uns bekannt gewordenen Angehörigen der Oberschicht des in Sichtweite gelegenen Fürstensitzes auf dem Breisacher Münsterberg sehen. Nach heutigen Kenntnissen kann diese Glasschale nicht in Mitteleuropa hergestellt worden sein. [...] Man wird daher vorerst weiter ihren Ursprung im Vorderen Orient sehen müssen, wo die Glastechnologie seit der Mitte des 2. Jahrtausends v.Chr. bekannt ist. Von hier wird die Schale wohl als Gastgeschenk auf dem Donauweg oder über das antike Massalia den Breisacher Münsterberg erreicht haben.

Dehn 2008b

Rolf Dehn, Gelungene Rekonstruktion, Das Trinkhorn aus dem Fürstengrab von Kappel am Rhein. Archäologische Nachrichten aus Baden 76 (2008), 30–31.

Besondere Rätsel gaben vier mit Tüllen versehene Fundstücke auf, alle mit Kettchen und daran hängenden Klapperblechen, von denen am eindruckvollsten zwei bronzene Gabeltüllen mit Stierköpfchen sind. Sie lagen am Boden eines großen Bronzekessels nahe beisammen, so dass anzunehmen war, dass sie alle zu einem Fundobjekt gehörten. Ging man bisher aufgrund eines entsprechenden Fundes aus dem Fürstengrab von Hochdorf davon aus, dass das Trinkhorn erst Mitte des 6. Jahrhunderts v.Chr. aus dem griechisch geprägten Mittelmeerraum in Mitteleuropa übernommen wurde, so ist das wiedergewonnene Trinkhorn von Kappel a.Rh. mit seinen anzuschließenden Vergleichsstücken ein deutlicher Beleg dafür, dass diese Sitte sich schon seit der späten Urnenfelderkultur in der Oberschicht Mitteleuropas entwickelt hat. Woher damals die Anregung zur Übernahme und Weiterentwicklung kam, ist noch näher zu untersuchen.

Eckerle 1996a

Klaus Eckerle & Rolf Dehn, Ihringen-Gündlingen: Goldarmband und Bronzegeschirr von älteren Ausgrabungen, Ihringen-Gündlingen: bracelet en or et vaisselle de bronze provenant de fouilles du XIXe siècle. In: Suzanne Plouin, Cynthia Dunning & Peter Jud (Hrsg.), Tresors Celtes et Gaulois – Le Rhin supérieur entre 800 et 50 avant J.-C. Exposition présentée au musée d’Unterlinden du 16 mars au 2 juin 1996. (Colmar 1996), 68–71.

Eckerle 1996b

Klaus Eckerle, Das Fürstengrab von Kappel l, La tombe princière de Kappel l. In: Suzanne Plouin, Cynthia Dunning & Peter Jud (Hrsg.), Tresors Celtes et Gaulois – Le Rhin supérieur entre 800 et 50 avant J.-C. Exposition présentée au musée d’Unterlinden du 16 mars au 2 juin 1996. (Colmar 1996), 94–97.

Egg 2000

Markus Egg & Rüdiger Lehnert, Zur Restaurierung des hallstattzeitlichen Wagens aus dem Zentralgrab des Grabhügels 3 von Kappel am Rhein. In: Franco Cecchi, Markus Egg, Adriana Emiliozzi, Rüdiger Lehnert, Antonella Romualdi & Martin Schönfelder (Hrsg.), Zeremonialwagen, Statussymbol Eisenzeitlicher Eliten. Sonderdruck aus Jahrbuch des RGZM 46 (Mainz 2000), 21–26.

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Der am schlechtesten erhaltene unter den im Rahmen dieses Projektes untersuchten Wagen war das Gefährt aus Kappel am Rhein in Baden. Nicht zuletzt aus diesem Grunde blieb der Wagen, obwohl schon vor mehr als 20 Jahren entdeckt, bislang unbearbeitet. 1976 wurde die zentrale Kammer des Hügel 3 vom Pflug angeschnitten. In einer Notbergung des Landesamtes für Denkmalpflege Baden-Württemberg, Abt. Bodendenkmalpflege, in Freiburg wurde unter Leitung von Herrn Rolf Dehn im November noch gerettet, was zu retten war.

Egg 2004

Markus Egg, Zum hallstattzeitlichen Fürstengrab im Hügel 3 von Kappel-Grafenhausen (Ortenaukreis) in Baden. In: Martin A. Guggisberg (Hrsg.), Die Hydria von Grächwil – Zur Funktion und Rezeption mediterraner Importe in Mitteleuropa im 6. und 5. Jh. v. Chr. Int. Kolloquium anlässlich des 150. Jahrestages der Entdeckung der Hydria von Grächwil, Bern, 12.–13. Oktober 2001. Schriften des Bernischen Historischen Museums 5 (Bern 2004), 159–173.

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Es sprechen somit einige Argumente dafür, dass die bei Kappel a.Rh. bestattete Personengruppe über wahrscheinlich vier Generationen hinweg die Macht in ihren Händen hielt. Es sind zwar nur drei Hügel vorhanden, den letzten muss aber noch der Nachfolger des dritten Fürsten errichtet haben, der aber selber nicht mehr hier beigesetzt wurde, wobei dahingestellt bleibt, ob er nur den Bestattungsplatz wechselte oder ob ihm die Macht entrissen wurde. Immerhin dürfte diese Institution über vier Generationen hinweg funktioniert haben. Da man davon ausgehen kann, dass eine soziale Gruppe über vier Generationen hinweg nicht ständig charismatische Anführer hervorbrachte, muss man doch mit einem gewissen Grad an Institutionalisierung der Führungsrolle in der späthallstattzeitlichen Gesellschaft rechnen. Ein funktionierender Hofstaat von “Beratern“ und Würdenträgern kann einen schwächeren Herrscher mittragen, ohne dass gleich das ganze Herrschaftssystem ins Wanken gerät. Es wäre zu bedenken, ob die sekundär im Grossgrabhügel bestatteten Individuen nicht Angehörige eben jenes Hofstaates waren. Die Zentralmacht dürfte damit in Kappel a.Rh. einen relativ hohen Grad an Institutionalisierung erreicht haben, was freilich nicht verhinderte, dass spätestens nach vier Generationen die Herrschaftlichkeit in Kappel a.Rh. verschwand.

Die Fürstengräber des Westhallstattkreises durchliefen damit eine ca. 140-jährige Entwicklung. Sie beginnt mit dem Ende der Ha C-zeitlichen Schwertgräber; in Ha Dl gab es, trotz einiger fortlebender Traditionen, mit der Gründung neuer Siedlungs- und Bestattungsplätze sowie zunehmender Macht der Elite einen deutlichen Bruch, und es entstanden die ersten Fürstengräber, die monumentalen Grabhügel, die sich durch die Beigabe von vielen Bronzegefässen, von Dolch und Wagen auszeichnen. Das Goldornat fehlt noch. In Ha D2 steigert sich das Prunkverhalten und erscheinen die Goldhalsring-Fürstengräber vom Typ Hochdorf. In Ha D3 wird die Ausstattung der Fürstengräber erneut abgewandelt: Es kommen die glatten Eisen- oder Bronzehalsringe mit Goldblechverkleidung auf. Die Bronzegeschirrsätze scheinen sich etwas zu verringern, der Anteil an mediterranen Gefässen steigt jedoch deutlich. Besonders häufig handelt es sich um etruskische Schnabelkannen. In der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts v.Chr. endet der Fürstengräberhorizont in Südwestdeutschland. Die Gründe sind unbekannt, aber die insgesamt drei Zerstörungshorizonte auf der Heuneburg deuten an, dass die Herrscher in starker Konkurrenz untereinander standen; hinzu kamen die Forderungen der eigenen Vasallen und Untertanen ebenso wie südlicher Händler, welche die Fürsten unter Druck setzten. Eine Eigenheit entwickelter Häuptlingstümer wie archaischer Königreiche ist ihre Instabilität; da sie nur von einer sehr kleinen, meist miteinander konkurrierenden Führungsschicht getragen wurden, und da die Idee einer Zentralmacht in einem frühen Entwicklungsstadium noch nicht tief im Denken der Menschen verwurzelt war, konnte ein solches Gebilde sehr schnell wieder zerfallen, was im Westhallstattkreis der Fall gewesen zu sein scheint.

Guggisberg 2004

Martin A. Guggisberg, Keimelia, Altstücke in fürstlichen Gräbern diesseits und jenseits der Alpen. In: Martin A. Guggisberg (Hrsg.), Die Hydria von Grächwil – Zur Funktion und Rezeption mediterraner Importe in Mitteleuropa im 6. und 5. Jh. v. Chr. Int. Kolloquium anlässlich des 150. Jahrestages der Entdeckung der Hydria von Grächwil, Bern, 12.–13. Oktober 2001. Schriften des Bernischen Historischen Museums 5 (Bern 2004), 175–192.

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Der vorangestellte Überblick hat gezeigt, dass die Sitte der Altstückbeigabe fester Bestandteil eines aristokratischen Bestattungsbrauchtums ist, das unter vergleichbaren sozio-politischen Voraussetzungen in verschiedenen Kulturräumen des eisenzeitlichen Mittel- und Südeuropa in ähnlicher Form praktiziert wurde. In den homerischen Epen hat dieses Ritual seinen literarischen Niederschlag gefunden, doch wäre es falsch, daraus zu schliessen, dass die Begräbnissitte in Griechenland entstanden ist und sich von hier nach Norden und Westen ausgebreitet hat. Neuere Untersuchungen weisen eher auf eine Entstehung im Norden Europas.

Ungeachtet seines Entstehungsortes geben uns die Zeugnisse Homers einen willkommenen Anhaltspunkt zur Beantwortung der Frage nach der ideologischen Bedeutung des Grabrituals. Seine Träger sind die Angehörigen archaischer Gesellschaftseliten, deren Rang und Status massgeblich durch Abkunft, kriegerische Tüchtigkeit und persönliches Charisma bestimmt sind.

Dürfen wir annehmen, dass die Altstückbeigabe in den Prunkgräbern der Kelten und ihrer Nachbarn einen vergleichbaren Bedeutungsinhalt besass? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, weil sie für die betreffenden Völker ein Vergangenheitsbewusstsein evoziert, das wir mangels schriftlicher Quellen nicht mit Gewissheit nachweisen können. Ebenso wissen wir wenig über den ideologischen oder religiösen Status, den die keltischen Machthaber nach ihrem Tod erlangten.

Kraft 1936

G. Kraft, W. Rest & F. Moog, Der Hallstattgrabhügel von Schlatt A. Staufen, Die Eisenschlacken von Schlatt. Badische Fundberichte 3 (1936), x, 406–423.

Plouin 1996a

Suzanne Plouin, Die Schwertgräber, Les tombes à épées. In: Suzanne Plouin, Cynthia Dunning & Peter Jud (Hrsg.), Tresors Celtes et Gaulois – Le Rhin supérieur entre 800 et 50 avant J.-C. Exposition présentée au musée d’Unterlinden du 16 mars au 2 juin 1996. (Colmar 1996), 20–25.

Plouin 1996b

Suzanne Plouin & Charles Bonnet, Der Grabhügel l von Appenwihr (Haut-Rhin), Le tumulus 1 d’Appenwihr (Haut-Rhin). In: Suzanne Plouin, Cynthia Dunning & Peter Jud (Hrsg.), Tresors Celtes et Gaulois – Le Rhin supérieur entre 800 et 50 avant J.-C. Exposition présentée au musée d’Unterlinden du 16 mars au 2 juin 1996. (Colmar 1996), 60–67.

Plouin 1996c

Suzanne Plouin, Das Fürstengrab von Ensisheim (Haut-Rhin), La tombe princière d’Ensisheim (Haut-Rhin). In: Suzanne Plouin, Cynthia Dunning & Peter Jud (Hrsg.), Tresors Celtes et Gaulois – Le Rhin supérieur entre 800 et 50 avant J.-C. Exposition présentée au musée d’Unterlinden du 16 mars au 2 juin 1996. (Colmar 1996), 118–123.

Schnitzler 1996

Bernadette Schnitzler, Das Wagengrab von Ohnenheim (Bas-Rhin), La tombe à char d’Ohnenheim (Bas-Rhin). In: Suzanne Plouin, Cynthia Dunning & Peter Jud (Hrsg.), Tresors Celtes et Gaulois – Le Rhin supérieur entre 800 et 50 avant J.-C. Exposition présentée au musée d’Unterlinden du 16 mars au 2 juin 1996. (Colmar 1996), 26–30.

Unterlinden 1996

Suzanne Plouin, Cynthia Dunning & Peter Jud (Hrsg.), Tresors Celtes et Gaulois – Le Rhin supérieur entre 800 et 50 avant J.-C. Exposition présentée au musée d’Unterlinden du 16 mars au 2 juin 1996. (Colmar 1996).

Wendling 2005

Holger Wendling, Der Fehlbrand eines spätlatenezeitlichen Doliums vom Breisacher Münsterberg, Ein Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte des Oberrheingebietes. Archäologisches Korrespondenzblatt 35 (2005), 377–396.

Recent excavations on the Münsterberg at Breisach (Baden-Württemberg) revealed a large number of late La Tène items dating to the period LT D2 (80/70 to 40/30 BC). Among the finds there are numerous fragments of a pottery ware characteristic of the southern Upper Rhine Valley in late Celtic and early Roman times, so-called doliums of Zürich-Lindenhof type. Their frequent occurrence and the nearby find of a waster let us assume a local production on the Münsterberg. Morphology, function and chronology of the doliums are analysed, their distribution and production are studied also for the following period of the Roman occupation. This leads to an economic, social and political interpretation which sheds light on the role of single settlements and aristocratic groups in the late pre-Roman Iron Age and during the beginning of the Roman occupation of transalpine Gaul. (M.S.)

Neuere Ausgrabungen auf dem Münsterberg von Breisach (B-W) haben ein reichhaltiges spätlatènezeitliches Inventar erbracht, das in die Stufe LT D2 (80/70 bis 40/30 v. Chr.) datiert. Unter den Funden sind zahlreiche Fragmente einer für die spätkeltische und frührömische Zeit im südlichen Oberrheingebiet charakteristischen Tonware, sog. Dolien vom Typ Zürich-Lindenhof. Ihr stark gehäuftes Vorkommen und der lokale Fund eines Fehlbrandes lassen eine Produktion vor Ort erkennen. Die Dolien werden morphologisch, funktional und chronologisch analysiert, ihre Verbreitung und Herstellung auch in der folgenden römischen Okkupationszeit untersucht. Die darauf basierende wirtschaftliche, soziale und politische Interpretation beleuchtet die Rolle einzelner Siedlungen und aristokratischer Bevölkerungsgruppen in der späten vorrömischen Eisenzeit und während des Beginns der römischen Besetzung des transalpinen Galliens.

Wendling 2006

Holger Wendling, Zur spätlatènezeitlichen Besiedlung auf dem Breisacher Münsterberg. Archäologische Nachrichten aus Baden 72 (2006), 23–31.

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Vereinzelte Keramikfunde als Siedlungsindikatoren der späten vorrömischen Eisenzeit wurden in den 1930er Jahren von R. Nierhaus geborgen. Erst bei umfangreicheren Großgrabungen in den 1970er Jahren wurden jedoch erste Befunde dieser Zeitstufe entdeckt. Diese, sowie alle bis dahin gemachten Funde wurden von I. Stork ausgewertet und 1993 vorgelegt. Sie sind chronologisch in den letzten Abschnitt der späten vorrömischen Eisenzeit, die Phase Latène D2, einzuordnen und entsprechen somit dem erstmals von A. Furger-Gunti anhand Basler Materials definierten >Horizont Münsterhügel*. Von 1980 bis 1986 wurden weitere ausgedehnte archäologische Untersuchungen im Zuge von Baumaßnahmen in der Kapuzinergasse am Ostrand des Berges bzw. der Erweiterung des Rathauses und einem angrenzenden Tiefgaragenneubau nördlich des Münsters durchgeführt. Die zahlreichen dabei zu Tage getretenen Funde und Siedlungsspuren haben den Materialbestand der Spätlatènezeit um ein Vielfaches anwachsen lassen; sie werden momentan im Rahmen eines Dissertationsprojektes an der Eberhard-Karls-Uni-versität Tübingen mit Unterstützung des Referates Denkmalpflege des Regierungspräsidiums Freiburg analysiert und erlauben, nicht zuletzt aufgrund der Fundmenge, die Zeit der späten Kelten als weitere bedeutende Siedlungsperiode zu erkennen.

Wendling 2012

Holger Wendling, Der Münsterberg von Breisach in der Spätlatènezeit, Siedlungsarchäologische Untersuchungen am Oberrhein. Materialhefte zur Archäologie in Baden-Württemberg 94 (Stuttgart 2012).

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